Ursprünglich pflanzte Hans Jakob Brugger als Weisswein-Sorte den in der Region traditionell verankerten Riesling-Sylvaner (der nach genetischen Nachforschungen neu benannte Müller Thurgau) Viele Jahre brachten diese Reben reichen Ertrag. Auch war der weisse Sauser der Star des Hintergrüter Sauserfestes, das unsere Familie 1987 ins Leben rief. Wegen umfangreichen Jahrgängen, stockendem Absatz und da Ruedi sein Früchtesortiments für den Direktverkauf ausbauen wollte, reduzierten Bruggers nach und nach die Fläche. Neuen Schub bekam der Weisswein, als sich die Möglichkeit bot, den Traubenmost aufzukonzentrieren durch schonenden Wasserentzug. Das Resultat war ein leicht fruchtiger und wunderbar aromatischer Riesling-Sylvaner.
Die Entwicklung stand nicht still, die Klimaveränderung zeigte erste Zeichen. Im Betriebsablauf wurden die Wümmettage zum Spiessruten-Lauf. Waren die Riesling-Trauben genug und gleichmässig reif? Oder nach Regen geplatzt? Oder gar schon angefault und aufwändig zu lesen? Im Jahr 2008 ernteten wir zum letzten Mal Riesling-Trauben.
Zwei Jahre zuvor war ein neuer Stern am Weinhimmel aufgegangen: Der Blanc de Noir = der Weisse aus Pinot Noir! Der fand sofort und schlagartig Anklang und breite Zustimmung. Für die Brugger Männer war klar, das ist unser Weisser der Zukunft. Die Brugger Frauen vermissten noch einen Moment das typische Riesling-Aroma. Doch heute freuen wir uns nur noch an unserem Blanc de Noir!
Da die reifen Blauburgundertrauben direkt und mit wenig Druck (max. 3 Bar) abgepresst werden, bleibt der Traubenmost weiss. Die Ausbeute ist natürlich dann nicht mehr die bekannten 80 %. Daraus entsteht ein harmonischer Weisswein. Und süffig, wie wenn man in reife Trauben beissen würde!
Und noch eine Anekdote: Im sonnigen Jahr 2018 mit hohen Temperaturen noch im September konnten wir nur morgens von 7 bis 11 Trauben für den Blanc de Noir schneiden. Denn warme Trauben färben stärker. Da wäre unser Weisser ein Rosé de Noir geworden :-)